Am Arbeitsmarkt stehe man derzeit vor einer divergierenden Situation, skizzierte Landeshauptmann Pröll die derzeitige Lage: Auf der einen Seite habe man mit 600.000 Beschäftigten den höchsten Beschäftigungsstand in der Zweiten Republik, auf der anderen Seite habe man rund 53.000 Arbeitslose. Zudem komme ein Null-Wachstum. Auch das Bild am Arbeitsmarkt im Industrieviertel sei ein divergierendes: Heruntergebrochen auf die Bezirke habe es Ende Oktober einen Anstieg der Arbeitslosigkeit von 7,7 Prozent in Baden, 6,4 Prozent in Bruck an der Leitha, 9,5 Prozent in Mödling, 5,9 Prozent in Neunkirchen und 14,3 Prozent in Wr. Neustadt gegeben."Das ist eine Situation, die uns entsprechend fordert", so Pröll.
Wirtschaftsstandort gut aufgestellt
Zugute komme dabei, dass man in Niederösterreich aufgrund der Wirtschaftsstruktur "mit Optimismus nach vorne blicken" könne, sprach der Landeshauptmann von einer "guten Ausgangssituation und Grundlage": "Wir haben seit 2013 im Industrieviertel 122 Projekte an Betriebsansiedlungen und Betriebserweiterungen vollzogen, wir haben insgesamt 835 Projekte über den Wirtschafts- und Tourismusfonds gefördert und wir haben 42 Regionalförderungsprojekte umgesetzt. Damit haben wir 20.500 Arbeitsplätze geschaffen oder abgesichert." Dazu kämen auch Steigerungen im Tourismus: "Wir haben im Zehn-Jahres-Vergleich eine Steigerung um 415.000 Nächtigungen", so Pröll. Das sei ein Plus von 16,3 Prozent.
Export-Unternehmer sichern Arbeitsplätze
Große Anstrengungen habe es im Exportbereich gegeben, so der Landeshauptmann. So habe man in den Jahren 2013 und 2014 die Marke von 20 Milliarden Euro im Export geknackt. "Damit haben wir rund 220.000 Arbeitsplätze in Niederösterreich absichern können", betonte Pröll, dass der Exportbereich "ein ganz wichtiger Faktor für die Stabilisierung des Arbeitsmarktes" sei. In der Vergangenheit habe man die Märkte in den Nachbarländern, Osteuropa, Russland, Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten bearbeitet. Im Industrieviertel gebe es "eine Reihe von sehr wichtigen Unternehmen, die im Export reüssieren können", hob Pröll Care Diagnostica (Möllersdorf) im Bereich der Gesundheitsvorsorge, IMS Höllinger (Pressbaum) mit seinen Bio-Säften, Variotherm (Leobersdorf) im Bereich Flächenheiz- u. Kühlsysteme und Deltabloc (Sollenau) im Bereich Fahrzeug-Rückhaltesysteme hervor. Als nächsten Schritt konzentriere man sich auf die Märkte Großbritannien und USA. Großes Potential sei auch im Zentralraum in den Bereichen Agrartechnologie, Maschinen und Anlagen/Mechatronik und Umwelttechnologie vorhanden.
Land & seine Gesellschaften schreiben Aufträge "gewerkeweise" aus
Weiterer wichtiger Faktor seien die klein- und mittelbetrieblichen Unternehmen, betonte Pröll, dass diese die "wirtschaftliche Säule" darstellten. Um diesen bessere Chancen zu geben, habe man die Ausschreibungsbedingungen der öffentlichen Hand geändert. Die gewerkeweise Ausschreibung werde auf alle Landesgesellschaften und nachgelagerten Landesorganisationen ausgeweitet. Enorme Innovationskraft sei im Bereich der Wirtschaftsparks und Technologiezentren vorhanden. Im Jahr 2015 habe man rund 14 Millionen Euro investiert, knapp 7 Millionen Euro seien noch geplant. "Davon erwarten wir uns zusätzliche Impulse", so Pröll.
Unterstützung für Wirte erarbeitet
Ein weiterer wichtiger und fordernder Bereich sei jener der Wirtshauskultur. "Die Gastronomie und Hotellerie sind ein wesentlicher Pfeiler für die touristische Entwicklung", betonte Pröll, dass sich das gerade im Industrieviertel zeige, wo rund 3.650 Unternehmen im Bereich der Hotellerie und Gastronomie tätig seien. Die Wirte hätten es derzeit aber aufgrund überbordender Vorschriften nicht einfach, sprach Pröll, das Rauchverbot, die Allergenkennzeichnung, die Barrierefreiheit und aktuell die Registrierkassenpflicht an. In Niederösterreich habe man daher einen "Aktionsplan für die Wirte erarbeitet". Damit unterstütze man die Wirte bei Schulungen und erleichtere ihnen den Zugang zu Förderungen.
80 Mio. Investition in Straßen bis 2018
Die weitere Ertüchtigung des Standortes wolle man durch die entsprechende Infrastruktur erreichen, so der Landeshauptmann. "Wir haben seit 2013 im Industrieviertel 132 Millionen Euro in den Straßenausbau investiert", hob Pröll die Projekte A 2 Erneuerung Leobersdorf – Wr. Neustadt, den Umbau der Anschlussstelle Wr. Neudorf auf der A 2, und den Ausbau Flughafen – Fischamend auf der A 4 hervor. "Der Ausbau geht weiter", betonte Pröll, dass bis 2018 80 Millionen Euro investiert werden. Wichtigste Projekte dabei seien der dreispurige Ausbau der A 4 Fischamend – Landesgrenze (Beginn 2017/2018) und der zweite Teil der Umfahrung Wr. Neustadt Ost auf der B 17. Hier fehle noch die Zustimmung von Lichtenwörth. Das Projekt würde bei Fertigstellung eine Verkehrsentlastung für Wr. Neustadt und Lichtenwörth um jeweils rund ein Drittel vom derzeitigen Durchzugsverkehr ergeben.
Breitbandinitiative als Standortfaktor
Weiters wichtig für die Standortertüchtigung sei die gesamte Breitbandinitiative, so Pröll. "Bis Ende 2016 werden wir mit der EVN/kabelplus und A1 150 Millionen Euro in Niederösterreich investieren", so der Landeshauptmann. In der Pilotregion Triestingtal im Industrieviertel finde man gute Voraussetzungen vor. Die Breitbandinitiative sei vor allem dort von Bedeutung, wo private Anbieter nicht investieren würden, so Pröll.